Emendation: Unterschied zwischen den Versionen
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Das Wort ist lateinischen Ursprungs. Das Nomen ''emendatio'' bedeutet ''Verbesserung'', das Verb ''emendare'' ''von Fehlern befreien''. In der klassisch-lateinischen Literatur kann es auch in einem übertragenen Sinne das Korrigieren moralischer Verfehlungen meinen. Semantisch besteht eine große Nähe zur [[Konjektur]] – in der editionswissenschaftlichen Literatur werden beide Begriffe nicht wirklich trennscharf geführt. Es lässt sich allerdings die Tendenz feststellen, mit [[Emendation]] weitgehend unstrittige Detailkorrekturen zu bezeichnen. Dazu zählen vor allem Korrekturen versehentlich falsch geschriebener oder gedruckter Buchstaben (Fuß statt Fuf; wie statt mie) oder die Rekonstruktion von aufgrund mechanischer Schäden fehlenden oder unleserlichen Buchstaben (Wasser statt Wasse). Zuweilen mag man auch grammatikalische Verbesserungen als [[Emendation|Emendationen]] verbuchen (z. B. Das Schwert statt Der Schwert), in der Regel allerdings nur dann, wenn die aktuellen sprachhistorischen Grammatiken bestimmten grammatikalischen Strukturen eine extrem große Verbindlichkeit zuschreiben können (was oft nicht der Fall ist). Ob man phonetisch-graphematische Manipulationen (z. B. zur Herstellung von reinen Reimen oder Rekonstruktion von Mundarten) noch als [[Emendation|Emendationen]] bezeichnen kann, sei dahin gestellt. Spätestens hier sind die Übergänge zur [[Konjektur]] fließend, bei der das iudicium des [[Editor|Editors]] eine größere Rolle spielt und eine intersubjektive Akzeptanz nicht vorausgesetzt werden kann. | |||
==Forschungsbericht== | |||
Ähnlich wie [[Konjektur|Konjekturen]] sind auch [[Emendation|Emendationen]] bereits in Antike und Mittelalter (ggf. ante verbum) bekannt und praktiziert worden. Die ars corrigendi (Kunst/Wissenschaft des Verbesserns) setzt sich in der Frühen Neuzeit fort und erlebt zu Beginn des 19. Jahrhunderts vor allem durch [[Lachmann, Karl (1793-1851)|Karl Lachmann]] eine wahre Blütezeit. | |||
==Siehe auch== | |||
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* [[Athetese]] | |||
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==Literatur== | |||
* Bein, Thomas, Die mediävistische Edition und ihre Methoden, in: Text und Edition. Positionen und Perspektiven, hg. von Rüdiger Nutt-Kofoth, Bodo Plachta, H. T. M van Vliet und Hermann Zwerschina, Berlin 2000, S. 81-98. | |||
* Polheim, Karl Konrad, Der Textfehler. Begriff und Problem, in: editio 5, 1991, S. 38-54. | |||
* Stackmann, Karl, Mittelalterliche Texte als Aufgabe, in: Festschrift für Jost Trier zum 70. Geburtstag, hg. von William Foerste und Karl Heinz Borck, Köln und Graz 1964, S. 240-267. | |||
* Vanek, Klara, „Ars corrigendi“ in der Frühen Neuzeit. Studien zur Geschichte der Textkritik, Berlin 2007. | |||
==Webressourcen== | |||
https://wiki.hiit.fi/display/stemmatology/Parvum+lexicon+stemmatologicum#index-E | |||
https://de.wikipedia.org/wiki/Emendation_(Editionsphilologie) | |||
https://de.wiktionary.org/wiki/Emendation | |||
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Aktuelle Version vom 24. Juli 2017, 13:31 Uhr
Korrektur gut objektivierbarer Schreib- und Druckfehler. Die Emendation ist – wie die Konjektur – ein Vorgang der Textrekonstruktion.
Explikation
Das Wort ist lateinischen Ursprungs. Das Nomen emendatio bedeutet Verbesserung, das Verb emendare von Fehlern befreien. In der klassisch-lateinischen Literatur kann es auch in einem übertragenen Sinne das Korrigieren moralischer Verfehlungen meinen. Semantisch besteht eine große Nähe zur Konjektur – in der editionswissenschaftlichen Literatur werden beide Begriffe nicht wirklich trennscharf geführt. Es lässt sich allerdings die Tendenz feststellen, mit Emendation weitgehend unstrittige Detailkorrekturen zu bezeichnen. Dazu zählen vor allem Korrekturen versehentlich falsch geschriebener oder gedruckter Buchstaben (Fuß statt Fuf; wie statt mie) oder die Rekonstruktion von aufgrund mechanischer Schäden fehlenden oder unleserlichen Buchstaben (Wasser statt Wasse). Zuweilen mag man auch grammatikalische Verbesserungen als Emendationen verbuchen (z. B. Das Schwert statt Der Schwert), in der Regel allerdings nur dann, wenn die aktuellen sprachhistorischen Grammatiken bestimmten grammatikalischen Strukturen eine extrem große Verbindlichkeit zuschreiben können (was oft nicht der Fall ist). Ob man phonetisch-graphematische Manipulationen (z. B. zur Herstellung von reinen Reimen oder Rekonstruktion von Mundarten) noch als Emendationen bezeichnen kann, sei dahin gestellt. Spätestens hier sind die Übergänge zur Konjektur fließend, bei der das iudicium des Editors eine größere Rolle spielt und eine intersubjektive Akzeptanz nicht vorausgesetzt werden kann.
Forschungsbericht
Ähnlich wie Konjekturen sind auch Emendationen bereits in Antike und Mittelalter (ggf. ante verbum) bekannt und praktiziert worden. Die ars corrigendi (Kunst/Wissenschaft des Verbesserns) setzt sich in der Frühen Neuzeit fort und erlebt zu Beginn des 19. Jahrhunderts vor allem durch Karl Lachmann eine wahre Blütezeit.
Siehe auch
Literatur
- Bein, Thomas, Die mediävistische Edition und ihre Methoden, in: Text und Edition. Positionen und Perspektiven, hg. von Rüdiger Nutt-Kofoth, Bodo Plachta, H. T. M van Vliet und Hermann Zwerschina, Berlin 2000, S. 81-98.
- Polheim, Karl Konrad, Der Textfehler. Begriff und Problem, in: editio 5, 1991, S. 38-54.
- Stackmann, Karl, Mittelalterliche Texte als Aufgabe, in: Festschrift für Jost Trier zum 70. Geburtstag, hg. von William Foerste und Karl Heinz Borck, Köln und Graz 1964, S. 240-267.
- Vanek, Klara, „Ars corrigendi“ in der Frühen Neuzeit. Studien zur Geschichte der Textkritik, Berlin 2007.
Webressourcen
https://wiki.hiit.fi/display/stemmatology/Parvum+lexicon+stemmatologicum#index-E https://de.wikipedia.org/wiki/Emendation_(Editionsphilologie) https://de.wiktionary.org/wiki/Emendation