Konjektur: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 27: | Zeile 27: | ||
<div id="note-2">[[#back-2|↑]] (2) Vgl. [[Lachmann, Karl (1793-1851)|Lachmanns]] prägnantes Diktum: „Wir sollen und wollen aus einer hinreichenden Menge von guten Handschriften einen allen diesen zum Grunde liegenden Text darstellen, der entweder der ursprüngliche selbst seyn oder ihm doch sehr nahe kommen muss“ (Karl Lachmann: Rezension der Nibelungenausgabe von Friedrich Heinrich von der Hagen, S. 82). | <div id="note-2">[[#back-2|↑]] (2) Vgl. [[Lachmann, Karl (1793-1851)|Lachmanns]] prägnantes Diktum: „Wir sollen und wollen aus einer hinreichenden Menge von guten Handschriften einen allen diesen zum Grunde liegenden Text darstellen, der entweder der ursprüngliche selbst seyn oder ihm doch sehr nahe kommen muss“ (Karl Lachmann: Rezension der Nibelungenausgabe von Friedrich Heinrich von der Hagen, S. 82). | ||
<div id="note-3">[[#back-3|↑]] (3) Vgl. grundsätzlich Stackmann. – Die (fach-) historische Entwicklung im mediävistischen Bereich zeichnet Bein nach. Zahlreiche weiterführende Beiträge in dem Sammelband‚ Deutsche Texte des Mittelalters zwischen Handschriftennähe und Rekonstruktion‘. | <div id="note-3">[[#back-3|↑]] (3) Vgl. grundsätzlich Stackmann. – Die (fach-) historische Entwicklung im mediävistischen Bereich zeichnet Bein nach. Zahlreiche weiterführende Beiträge in dem Sammelband‚ Deutsche Texte des Mittelalters zwischen Handschriftennähe und Rekonstruktion‘. | ||
<p align="right">[[Bein, Thomas|bnt]]</p> |
Version vom 12. Januar 2017, 20:58 Uhr
Korrektur mutmaßlich verderbter oder sekundärer Textstellen sowie Tilgung bzw. Ergänzung von Textgut nach Maßgabe des Editors. Die Konjektur ist ein Mittel der Textrekonstruktion.
Explikation
Das Wort Konjektur geht auf lat. coniectura zurück, was so viel wie ‚Vermutung‘ bedeutet. Im Gegensatz zu ‚Emendationen‘ (Verbesserungen offensichtlicher Schreibfehler) handelt es sich bei Konjekturen in der Regel um Eingriffe, die Stil, Lexik und Semantik eines Textes betreffen. Konjekturen setzen eine bestimmte editorische Ideologie voraus: Der Editor misstraut grundsätzlich den ihm vorliegenden Handschriften und ist bemüht, das hinter diesen handschriftlichen Zeugnissen zu vermutende Original oder zumindest eine diesem Original nahekommende Textstufe zu rekonstruieren. Bei dieser Rekonstruktion spielt eine wesentliche Rolle, welches Grundkonzept der Editor von Autor und Original hat. Der Editor ist häufig der Meinung, Gedankengänge des Autors und sprachlich-stilistische Eigenheiten zu ‚kennen‘ und diese von den [[Überlieferung|überlieferten Textzuständen|| differenzieren zu können. Vor diesem Hintergrund können einmal mehr, einmal weniger extensiv Wörter ausgetauscht, die Syntax verändert, Verse und Strophen umgestellt oder gar [[Tilgung|getilgt|| (athetiert) werden.
Forschungsbericht
Literatur
- Deutsche Texte des Mittelalters zwischen Handschriftennähe und Rekonstruktion. Berliner Fachtagung 1.-3.4.2004, hg. v. Martin J. Schubert, Tübingen 2005.
- Bein, Thomas, Die mediävistische Edition und ihre Methoden, in: Text und Edition. Positionen und Perspektiven, hg. v. Rüdiger Nutt-Kofoth, Bodo Plachta, H.T.M van Vliet und Hermann Zwerschina, Berlin 2000, S. 81-98.
- Lachmann, Karl: [Rezension der Nibelungenausgabe von Friedrich Heinrich von der Hagen von 1816]. In: Jenaische allgemeine Literatur-Zeitung 132-135, 1817, zitiert nach dem Wiederabdruck in Karl Lachmann: Kleinere Schriften zur Deutschen Philologie. Hg. von Karl Müllenhoff. Berlin 1876, S. 81-114.
- Polheim, Karl Konrad, Der Textfehler. Begriff und Problem, in: editio 5, 1991, S. 38-54.
- Stackmann, Karl, Mittelalterliche Texte als Aufgabe, n: Festschrift für Jost Trier zum 70. Geburtstag, hg. v. William Foerste und Karl Heinz Borck, Köln/Graz 1964, S. 240-267.
Webressourcen
https://de.wikipedia.org/wiki/Konjektur https://de.wiktionary.org/wiki/Konjektur