Überlieferungsvariante: Unterschied zwischen den Versionen
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==siehe auch== | |||
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* [[Autorevision]] | |||
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* [[Autorvariante]] | |||
* [[Fremdrevision]] | |||
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* [[Variante]] | |||
* [[Variation]] | |||
==Literatur== | |||
* Beißner, Friedrich, Einige Bemerkungen über den Lesartenapparat zu Werken neuerer Dichter, in: orbis litterarum. Supplementum 2: Théories et Problèmes. Contributions à la méthodologie littéraire 1958, S. 5–20. | |||
* Beißner, Friedrich, Editionsmethoden der neueren deutschen Philologie, in: Zeitschrift für deutsche Philologie 83, 1964, Sonderheft zur Tagung der deutschen Hochschulgermanisten vom 27. bis 31. Oktober 1963 in Bonn, S. 72–95. | |||
* Bohnenkamp, Anne: Autor-Varianten, in: editio 17 (2003), S. 16–30. | |||
* Nutt-Kofoth, Rüdiger, Variante, Lesart, Korrektur oder Änderung? Zum Problem der Synonyme in der neugermanistischen Editionsphilologie, in: Editorische Begrifflichkeit. Überlegungen und Materialien zu einem „Wörterbuch der Editionsphilologie“, hg. von Gunter Martens, Berlin, Boston 2013 (Beihefte zu editio. 36), S. 113–124. | |||
==Referenzen== | |||
<div id="note-1">[[#back-1|↑]] (1) 1958 und 1964 | |||
<p align="right">[[Nutt-Kofoth, Rüdiger|nhr]]</p> |
Aktuelle Version vom 26. Juni 2017, 17:51 Uhr
Gegenüber einem Bezugstextstück anderslautende Textstelle, die im Verlauf der Geschichte eines Textes bzw. Werkes in einem nicht vom Autor autorisierten Vorgang hergestellt wurde.
Explikation
In einer engeren Bedeutung meint der Begriff nur solche Varianten, die nach dem Tod des Autors entstanden sind; in einer weiteren Bedeutung sind auch unautorisierte Varianten zu Lebzeiten des Autors, vor allem also in vom Autor nicht beauftragten, kontrollierten und und/oder gebilligten Abschriften oder Drucken, einbegriffen.
Der Begriff gehört zum Begriffspaar Entstehungsvariante – Überlieferungsvariante, das von Friedrich Beißner(1) zur wesentlichen Differenzierung der Überlieferungslage von neuerer gegenüber derjenigen von älterer Literatur eingesetzt wurde, da für neuere Literatur neben Überlieferungsvarianten auch Entstehungsvarianten vorliegen, für ältere Literatur aber in aller Regel nur Überlieferungsvarianten. Innerhalb der parallel gebrauchten, allerdings auf Personen statt Prozesse ausgerichteten Begriffsfolge Autorvariante – autorisierte Variante – Fremdvariante entspricht er in etwa dem letzten Begriff, allerdings nur so lange, wie Autorisierte Variante innerhalb der Dreierreihe enthalten ist. In Bezug zur auch gebräuchlichen Zweierreihe Autorvariante – Fremdvariante entspricht Überlieferungsvariante dann nur der Teilmenge der nicht-autorisierten Fremdvarianten.
Innerhalb der Differenzierung von Variante als autorisierter Textänderung und Lesart als unautorisierter Textänderung entspricht Überlieferungsvariante dem letzten Begriff.
Antonym
siehe auch
- Autorisierte_Variante
- Autorevision
- Autorrevision
- Autorvariante
- Fremdrevision
- Fremdvariante
- Revision
- Variante
- Variation
Literatur
- Beißner, Friedrich, Einige Bemerkungen über den Lesartenapparat zu Werken neuerer Dichter, in: orbis litterarum. Supplementum 2: Théories et Problèmes. Contributions à la méthodologie littéraire 1958, S. 5–20.
- Beißner, Friedrich, Editionsmethoden der neueren deutschen Philologie, in: Zeitschrift für deutsche Philologie 83, 1964, Sonderheft zur Tagung der deutschen Hochschulgermanisten vom 27. bis 31. Oktober 1963 in Bonn, S. 72–95.
- Bohnenkamp, Anne: Autor-Varianten, in: editio 17 (2003), S. 16–30.
- Nutt-Kofoth, Rüdiger, Variante, Lesart, Korrektur oder Änderung? Zum Problem der Synonyme in der neugermanistischen Editionsphilologie, in: Editorische Begrifflichkeit. Überlegungen und Materialien zu einem „Wörterbuch der Editionsphilologie“, hg. von Gunter Martens, Berlin, Boston 2013 (Beihefte zu editio. 36), S. 113–124.